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Wenn ein Schlüssel mal wieder verschwunden war....

  • rspringel
  • 8. Feb. 2015
  • 2 Min. Lesezeit

Die erneute Bestätigung unkorrigierbarer Aussagen ist nicht auf mystische und wissenschaftliche Formen des Wissens beschränkt. Solch reflexives Handeln ist auch im Alltagsdenken wirksam.

Jedes mal, wenn man einen Gegenstand sucht, von dem man weiß, dass er „genau hier“ gewesen ist, beginnt derselbe reflexive Prozess einzusetzen. Nehmen wir beispielsweise an, man findet einen verlorengegangenen Schlüssel an einem Ort wieder, von dem man weiß, dass man genau dort vorher schon gesucht hat. Obwohl durch Evidenz angezeigt wird, dass der Schlüssel zunächst nicht und später doch dort vorhanden war, so wird eine bestimmte Schlussfolgerung nicht gezogen. Würde man das tun, so würde man die Unkorrigierbarkeit des Glaubens an die Objektkonstanz anzweifeln. Stattdessen werden Hilfskonstruktionen wie „ich muss etwas übersehen haben, ich muss hier nicht nachgesehen haben“ beschworen um die Integrität der These von der Objektkonstanz zu bewahren. Ohne die Annahme von der Objektkonstanz gäbe es bezüglich alternativer Bestimmungen keinerlei Probleme.

Mit dieser Annahme als einer unkorrigierbaren Behauptung jedoch muss die Person, die mit alternativen Sichtweisen konfrontiert wird, eine und nur eine als die Richtige auswählen. Durch die Wahl der einen Sichtweise wird die andere automatisch als falsch entlarvt. Die Falschheit der zurückgewiesenen Alternative kann vielfältig erklärt werden. Sie kann auf einem defekten sensorischen Apparat, auf eine kognitive Verzerrung oder auf eine idiosynkratische, psychische Dynamik zurückgeführt werden. Wir erklären die Veränderlichkeit des erfahrenen Objekts, indem wir sagen: Veränderlichkeit ist ein Produkt der Erfahrung, nicht eine Eigenschaft des Objekts. Ist erst einmal eine alternative Sichtweise wegerklärt, so liefert die angenommene Erklärung einen Beleg für die Annahme von der Objektkonstanz, die diese Erklärung überhaupt erst nötig macht. Die mit der Annahme von der Objektkonstanz verbundene Forderung , eine von zwei gleichermaßen gültigen empirischen Bestimmungen aufzugeben , bewirkt eine Reihe von Handlungsweisen, welche die Gültigkeit dieser Annahme überprüfen sollen. Diese Handlungsweisen bestätigen später sich selbst, und dies in einer Welt, die sie selbst erschaffen haben. Dieser sich selbst erhaltenen reflexive Prozess ist dem orakelhaften, dem wissenschaftlichen und dem alltäglichen Denken gemein.

( Hugh Mehan und Houston Wood )

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