

Das Grab des Don Rodrigo
Im schroffen Hinterland der spanischen Costa Brava wurde im September 2014 eine sensationelle Entdeckung gemacht. Auf dem Gelände des Klosters St.Pere de Rodes im äußersten Nordosten Spaniens wurden die sterblichen Überreste Don Rodrigos gefunden.
Die Bedeutung des Adligen für die spanische Geschichte ist zweifelsohne immens. Unter Historikern ist unstrittig, dass die zahllosen Grausamkeiten, mit denen der wollüstige Don Rodrigo in seinem Machtbereich im 18. Jahrhundert seine Untertanen unablässig quälte, die Auflehnung des Volkes gegen die bestehenden Herrschaftsverhältnisse zunächst in Zentralspanien, später auf der ganzen iberischen Halbinsel ausgelöst hatten. Nach Meinung einzelner Gelehrter führt die Spur der Gewalt über den blutigen spanischen Bürgerkrieg, dessen Auswirkungen die gespaltene spanische Gesellschaft noch längst nicht überwunden hat, sogar bis in die heutige Zeit.
Don Rodrigo gilt als eine der prägenden historischen Gestalten der finsteren Geschichte Spaniens, durchaus vergleichbar mit Pizzaro, Cortez und Franco, wenn auch weitaus weniger bekannt, aber nicht minder schattenwerfend. Seinen schillernden Reichtum verdankte Don Rodrigo angeblich seinem alchemistischen Talent aus den Steinen seiner Heimat La Mancha in einem langwierigen, okkulten Prozess Gold herstellen zu können. Als Drahtzieher im Zentrum zahlreicher Komplotte und Intrigen stehend lud Don Rodrigo Hass und Neid vieler zeitgenössischer Persönlichkeiten auf sich, die nichts unversucht ließen Rodrigo zu vernichten. Was jedoch nie gelang und seine Eitelkeit und Überheblichkeit immer mehr steigerte, denn immer konnte er sich auf sein Gespür für sinsitre Machenschaften und die Unterstützung einer nicht geringen Zahl, so wird vermutet, familiär Verbundener und anderer Gefolgsleute verlassen, die seine hemmungslose Brutalität und Maßlosigkeit insgeheim bewunderten. Nachgesagt wurde ihm, dass er sich der Ergebenheit seiner Schergen mittels der Schwarzen Magie versicherte, was aber, zum besonderen Leidwesen seiner klerikalen Feinde, niemals bewiesen werden konnte. Selbst unter schärfster Folter sagte nie ein Gefangener aus dem Lager Don Rodrigos gegen ihn aus,
Noch fehlen letzte, ergänzende forensische Befunde, wie etwa das exakte Todesjahr, doch konnten die spanischen Behörden die Entdeckung des Grabes bereits sicher bestätigen. Die laufenden Untersuchungen konzentrieren sich auf die Klärung der genauen Todesumstände. Wie inzwischen kolportiert wurde, hat sich eine Delegation des Vatikans unter Führung des umstrittenen Kardinals Andreu Velasquez für zuständig erklärt (Velasquez hatte sich über mehrere Jahre im Vatikan versteckt und damit dem Zugriff der italienischen Finanzbehörden entzogen).
Begründet wurde dies mit den überaus hohen Arsenwerten in den verblichenen Knochen Don Rodrigos, die ein Verbrechen auf dem Gelände einer Liegenschaft der katholischen Kirche vermuten lassen, das die Handschrift des Teufels trägt. Diese Befürchtung sehe man durch die Tatsache bestätigt, dass Don Rodrigo nicht etwa konventionell beerdigt wurde, sondern, offenkundig vergiftet, aber möglicherweise noch lebend, in stehender Position in den Fundamenten des Klosters eingemauert wurde. Man sehe die heilige katholische Kirche in der Pflicht die Öffentlichkeit vor Spekulationen und weiteren grausigen Details zu schützen. Nur die Kirche könne eine gewissenhafte und sorgfältige Untersuchung des Grabes unter Wahrung des Respektes vor dem Toten garantieren.
Hingegen heftig kritisiert wird von den Gemeindevertretern der Orte LLanca und Port de la Selva der Hochmut, mit dem sich die Katholische Kirche in laufende rechtsstaatliche Ermittlungen einmische, die katalanischen Behörden brüskiere und die widerwärtige Habgier, nach über 200 Jahren seit zwangsweiser Schließung des Klosters wegen ausschweifender Häresie und endloser bacchantischer Orgien, neuerdings wieder Besitzansprüche auf die Gebäude und die angrenzenden Ländereien anzumelden - und zwar nachdem die aufwändigen Restaurationen auf Kosten der Gemeinden nahezu abgeschlossen seien. Zornige katalanische Patrioten sehen im Auftauchen der päpstlichen Emissäre eine unerträgliche Provokation, eine Verletzung ihres Stolzes und ihres Nationalgefühls. In Wirklichkeit versuche der Vatikan die Aufmerksamkeit der spanischen Öffentlichkeit auf die Umstände des Todes von Don Rodrigo zu lenken und damit den Blick auf den unrühmlichen Niedergang des Klosters im 18. Jahrhundert, insbesondere die fragwürdige Rolle der Kirche, zu verschleiern.
Nahezu zeitgleich zur Entdeckung des Grabes soll der Zugang zu den vatikanischen Archiven in Rom auf Betreiben Velasquez im Namen der katholischen Glaubenskongregation, Nachfolgerin der Heiligen Inquisition, massiv eingeschränkt worden sein und überhaupt nur noch einem handverlesenen Personenkreis erlaubt sein. Auf der Liste der Auserwählten finden sich ausschließlich Angehörige des Opus Dei, die wiederholt als Mitglieder von aktiven Geheimlogen mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen bezichtigt wurden, deren Existenz allerdings nie sicher bewiesen werden konnte. Polizeiliche Ermittlungen sind bisher immer an der Trägheit der zuständigen Beamten oder spätestens an den vatikanischen bzw. an den Mauern des Schweigens gescheitert. Jedweder Zusammenhang mit den Ermittlungen in Nordspanien wurde vom Vatikan ungewöhnlich scharf dementiert.
Besondere Aufmerksamkeit erlangt die Entdeckung des Grabes, weil Don Rodgrigo der Überlieferung nach von einem Windmühlenflügel nahe seinem Landsitz El Pueblo de Don Rodrigo in der Provinz La Mancha am Ende einer zügellosen Nacht erschlagen worden sein soll, in der damaligen Zeit viele strapaziöse Tagesreisen von seinem tatsächlichen Grab entfernt. Man vermutet, dass die spanische Geschichte der letzten ca. 250 Jahre aufgrund der neuen Erkenntnisse zum Ableben von Don Rodrigo womöglich neu geschrieben werden muss. Die Hinweise, die schließlich zur Entdeckung des Grabes führten, gehen auf einen deutschen Fotografen zurück, der im August 2014 die einsamen Ruinen besuchte, wenig später die verschlüsselten Hinweise auf dem Friedhof von LLanca an der spanischen Nordostküste zu deuten wusste und schließlich das versteckte Grab fand.
Stuttgart, Dez. 2014