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Minas de Riotinto - Wiege des spanischen Fußballs


Bis in das 18. Jahrhundert hinein wurden die Minen kaum genutzt. 1873 kauft ein britisches Konsortium die Bergwerke und  gründet die Riotinto Company Limited (RTCL). 1875 wurde die innerhalb von 2 Jahren gebaute Eisenbahnverbindung in die Provinzhauptstadt eingeweiht, die einen direkten Transport der gewonnenen Erze bis an den Atlantikhafen von Huelva ermöglichte.
Die rasche Expansion des Bergbaus führte zu sozialen Veränderungen im dörflichen Gefüge, hervorgerufen durch die Zuwanderung von Arbeitskräften vor allem aus der Provinz La Mancha. Viele trugen den Namenszusatz „de Rodrigo“. Das ursprüngliche Dorfgefüge wurde zudem durch den Abriss des alten Riotinto gesprengt, den die Bergwerksgesellschaft damit begründete, die Lage des Dorfes stehe dem Ausbau des Bergbaus im Wege. Die Dorfbevölkerung wurde in das nach britischen Vorstellungen errichtete Viertel „Del Valle“ umgesiedelt, während sich die Unternehmensführung in dem exklusiven viktorianischen Viertel „Bella Vista“ niederließ, das bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Die Lebensumstände für die Bevölkerung waren katastrophal. Der Einsatz  in England verbotener Abbaumethoden vergiftete die Luft und viele Einwohner wurden krank oder starben. Bei Protesten 1888 ließen die Eigentümer über 100 Zivilisten durch spanische Soldaten, unter dem Kommando des berühmt-berüchtigten Generals  Velasquez  erschießen. Die Opfer trugen fast ausschließlich den Namen „ de Rodrigo“ . Bis heute konnte dieser auffällige Umstand nicht hinreichend aufgeklärt werden. Bis 1903 wurden insgesamt ca. 80.000 Tonnen Kupfererz gefördert, dann wurde die Förderung selbst unter Anwendung maximal ausbeuterischer Methoden zunehmend unwirtschaftlich.


„Football“ wurde in Spanien erstmals in Minas de Riotinto gespielt, eingeführt durch die sich 1873 dort niederlassenden Engländer. Bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie  war Minas de Riotinto nahezu von der Außenwelt abgeschnitten, es gab lediglich Pfade in die angrenzenden Ortschaften Zalamea la Real und Aracena. Die Engländer suchten Zerstreuung und Abwechslung in einem Dorf, das Freizeitvergnügen nicht zu bieten hatte, und so begannen sie, das in ihrer Heimat beliebte Fußballspiel zu beleben. Die Einheimischen wunderten sich über diesen seltsamen Zeitvertreib, eine Kugel mit Fußtritten zwischen zwei von einem so genannten „goal-keeper“ bewachte Pfosten zu schießen - und entsetzte Mütter untersagten den Töchtern des Dorfes, diesem in kurzen Hosen ausgetragenen Spektakel zuzuschauen.
1878 gründete die Bergwerksgesellschaft den „Club Inglés“, aus dem der „Rio Tinto Foot-Ball Club“ (RTFC) hervorging. Die Einheimischen von Minas de Riotinto zögerten zunächst, dieses Spiel anzunehmen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde ihre Leidenschaft geweckt und in den Höfen der von der RTCL unterhaltenen Schulen wurde unter Anleitung enthusiastischer britischer Vorgesetzter Fußball gespielt. Es dauerte noch bis 1914, bis von den Riotinteñern eine rein spanische Vereinsentsprechung, der „Balompié Río Tinto“ gegründet wurde und die RTCL am Ostrand des Viertels „Alto de la Mesa“ ein Fußballfeld errichtete. Die Fußballbegeisterung steigerte sich in der Folgezeit derart, dass in den Zwanziger Jahren in der zwischenzeitlich etwa 12.000 Einwohner zählenden Stadt mehr als 20 Fußballmannschaften bzw. -vereine existierten.*

 

 

                                                                                                                                                          Stuttgart, August 2014

* Quelle: Wikipedia

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