
Geotektonik
Die Stiftung Warentest hat in ihrem Test Hausrats- und Gebäudeversicherungen zum Thema gemacht. Ein Sprecher des monatlich erscheinenden Magazin teilte mit, dass mit Beginn der Recherchen sich nach kürzester Zeit abgezeichnet hätte, dass nur ein Sonderheft dem Thema gerecht werden könne. Es habe sich herausgestellt, dass die Anbieter von entsprechenden Versicherungen die Prämien drastisch erhöht hatten. Auffällig sei zudem, dass die Tarife regional extreme Abweichungen aufweisen würden. Bei Rückfragen hätten sich die Anbieter sehr bedeckt gehalten und überhaupt nur zögerlich eingeräumt, die Tarife angehoben zu haben. Man wolle die Öffentlichkeit nicht unnötig beunruhigen. Man müsse abwarten, ob der "Markt" nicht - wie immer - selbst regelnd eingreifen würde.

Desweiteren war aus der Versicherungsbranche zu vernehmen, dass die zu Beginn des Jahres als Sensation eingestufte Entstehung des Remstalgletschers inzwischen deutlich an Aufmerksamkeit eingebüst habe. Viel mehr Aufregung habe allerdings die mittlerweile sogar Spaziergängern aufgefallenen Veränderungen des Geländeprofils in der Umgebung von Stuttgart verursacht.
Die augenfällige Zunahme der Steilheit bestimmter Geländeabschnitte inmitten einer seit Jahrtausenden unveränderten Landschaft weise eindeutig auf neueste geotektonische Aktivitäten in tiefener Abschnitten des Erdmantels hin. Möglicherweise verschiebt sich die Bayrische Platte Richtung Westen und presst dabei die Albkante in die Höhe, was in der Folge die Entstehung eines neuen Hochgebirges mit bis 12.000m hohen Gipfeln zur Folge haben könnte.
Dem Vorwurf, die Versicherer würden versuchen aus einer sich anbahnenden Katastrophe Kapital zu schlagen, folgte einer Pressekonferenz eine wüste Keilerei, die nur durch den beherzten Einsatz einer Hundertschaft der Polizeibereitschaft Göppingen aufgelöst werden konnte. In Göppingen sind die Folgen der Entstehung des Remstalgletschers besonders heftig, Die Beamten des städtischen Dienstes arbeiten seit Monaten an der Bewältigung der direkten und indirekten Folgen des vergangenen Winters. Allein die Behebung der Frostschäden werde vermutlich alle zur Verfügung stehenden Mittel des Kreisbudgets pulverisieren. Den heimischen Besitzern von Immobilien wird geraten frühzeitig auf Kettenfahrzeuge umzusteigen. Von der Öffentlichkeit nur wenig beachtet wird für die immer noch andauernde Räumung der Schnee – und Eisreste des letzten Winters im Landkreis Göppiungen der Einsatz stillgelegter Tagebau -Riesenbagger aus den ehemaligen Braunkohlerevieren im Osten Deutschlands vorbereitet. Größtes Problem dürfte sein, dass es inzwischen niemanden mehr gibt, der mit Maschinen dieser Größenordnung zuverlässig umzugehen weiss. Einem aus dem Ruder laufender Riesenbagger wird ein gewaltiges Zerstörungspotential, vergleichbar mit einem bis an die Zähne bewaffneten Flugzeugträger, zugeschrieben. Zu hoffen bleibt, dass niemals ein Koloss dieser Art in die Hände von Extremisten gerät.
Unabhängige Beobachter mahnen zum besonnenen Umgang mit sensationlüsternden Meldungen und warnen davor Verbindungen zwischen sogenannten Tatsachen herzustellen, die erst noch einer Überprüfung unterzogen werden müssen. Bis dahin solle man lieber die selbst entdeckten Auffälligkeiten aufmerksam im Auge behalten, seine Versicherungen kündigen und den Frühling geniessen.
Schillerhöhe, Juni 2012
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